Kosten für Gesundheit
Die Preise für Krankenversicherungsprämien sind in den letzten Jahren explodiert. In den letzten 20 Jahren haben sie sich verdoppelt, während die Löhne und Renten im selben Zeitraum stabil geblieben sind. Die Krankenversicherungsprämien stellen daher für viele Familien und Einzelpersonen eine immer größere Belastung dar. Nach Ansicht von 71% der Westschweizer und 87% der Deutschschweizer ist die Medizin zu teuer.

Die Versicherungsprämien sind individuell und einkommensunabhängig. Sie variieren je nach Krankenkasse, Altersklasse und Wohnort. Die Versicherten können Rabatte erhalten, indem sie z. B. eine höhere Franchise wählen oder die Arztwahl einschränken. Die ständigen Erhöhungen der Krankenkassenprämien sind nicht nur auf die steigenden Gesundheitskosten zurückzuführen, sondern auch auf das Versagen des Wettbewerbs. Der Wettbewerb, den das KVG vorsieht, kann in einem System, in dem man sich obligatorisch versichern muss, die Leistungen durch einen Katalog definiert und die Tarife festgelegt sind, nicht funktionieren. In der Grundversicherung ist daher kein echter Wettbewerb zwischen den verschiedenen Kassen möglich.
Derzeit verbringen die Krankenkassen viel Zeit damit, gute Risiken zu jagen und ihre Verwaltungsräte zu finanzieren. Dadurch vernachlässigen sie ihre wichtigste Aufgabe, nämlich die Gesundheit der Versicherten. Es ist ein Skandal, dass die Versicherer Argumente finden, um bestimmte Personen auszuschließen, obwohl alle über die Grundversicherung versichert sein sollten. Ihr Ziel ist es, junge, gesunde Menschen anzuziehen. Mit der Einführung einer Einheitskasse würden diese Werbeausgaben wegfallen. Außerdem zahlen die Versicherungskassen laut santésuisse jedes Jahr mindestens 200 Millionen Franken allein für Werbung.
Die Einführung des KVG 1996 durch den Bundesrat hatte zum Ziel, dass die Prämien nicht mehr als 8% des Haushaltseinkommens betragen sollten. Ruth Dreyfuss schätzte 1993, dass 60% der Bevölkerung subventioniert werden müssten, um diesen Satz nicht zu überschreiten. Der Bundesrat machte den Fehler, diese 8% nicht im Gesetz zu verankern, da die Kantone die Politik betreiben, die sie wollen. Aus dem Monitoring 2017 des BAG geht jedoch hervor, dass die Prämien für die Haushalte zu hoch sind. Im Durchschnitt geben sie 14% ihres Einkommens für die Prämien aus. Dieser Wert steigt sogar auf 24% für die am schlechtesten gestellten Personen, nämlich kinderlose Paare mit einem Jahreseinkommen von 60'000 Franken im Jura und in Genf. Im Kanton Bern geben die Haushalte durchschnittlich 16% ihres Einkommens für Prämien aus.
Die Mittelschicht trägt eine viel zu hohe Last, denn die Krankenversicherung ist nach den Steuern zur zweitgrößten Ursache für Verschuldung geworden. Dabei ist die Verschuldung eine echte individuelle und kollektive Problematik. Sie ist individuell, weil die Verschuldung Folgen haben kann, insbesondere für die Gesundheit, und kollektiv, weil unbezahlte Prämien, die zu Verlustscheinen führen, vom Kanton bezahlt werden müssen. Es macht auch wirtschaftlich Sinn, weil es den Leuten ermöglicht, sich ein Abendessen in einem Restaurant oder einen Kinobesuch zu leisten.
Die am wenigsten begünstigten Personen haben Anspruch auf Prämienverbilligungen, die vom Staat subventioniert und von den Kantonen festgelegt werden. Im Jahr 2017 erhielten 26 % aller versicherten Personen eine individuelle Prämienverbilligung. Sie übernimmt 31 Prozent der Gesamtfinanzierung (Prämien, Kostenbeteiligung und Steuern) der ärmsten 10 Prozent der Haushalte. Dies kommt vor allem den 30 % der ärmsten Haushalte zugute. Die derzeit geltenden Zuschüsse sind entweder unzureichend und halten mit dem Prämienanstieg nicht mehr Schritt, obwohl sie ursprünglich eingeführt wurden, um die Ärmsten zu unterstützen. Die Zielgruppe der Zuschüsse, die derzeit aus den einkommensschwächsten Einzelpersonen oder Familien besteht, sollte auf Familien der Mittelschicht, alleinstehende Rentner oder Paare und kinderlose Paare ausgeweitet werden.
Eine Einheitskasse würde viele Vorteile bieten. Eine solche Institution wäre dafür zuständig, die Prämien festzulegen und einzuziehen und die Tarife mit den Leistungserbringern auszuhandeln, während die Verwaltungsaufgaben wie die Rechnungskontrolle bei den Versicherern verbleiben würden. Sie würde auch zur Finanzierung von langfristigen Präventions- und Gesundheitsförderungsprogrammen beitragen. Die Einheitskasse würde eine stärkere Koordination und Prävention ermöglichen, mit alternativen Modellen wie Hausärzten oder integrierten Versorgungsnetzen. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz der Kostenübernahme mit dem Ziel, die Qualität der Versorgung zu verbessern. Dies käme vor allem chronisch Kranken zugute und würde die Kosten senken. Es würde sich um ein System handeln, das dem der AHV oder der Arbeitslosenversicherung ähnelt. Dieses Modell hat sich in der Schweiz sowohl auf nationaler als auch auf kantonaler Ebene bewährt. Unter den Sozialversicherungen ist das KVG die einzige, die dieses Modell nicht kennt. Die heutige Möglichkeit, eine Franchise oder ein bestimmtes Versicherungsmodell zu wählen, wäre aber gewährleistet. Eine solche Institution würde auch für eine heute nicht vorhandene Kostentransparenz sorgen und den Kantonen eine bessere Steuerung ihres Gesundheitssystems ermöglichen. Auch wenn die Einheitskasse die Gesundheitskosten nicht unbedingt senken würde, so würde sie doch zumindest den Anstieg der Gesundheitskosten unter Kontrolle bringen. Mit der Einführung einer Einheitskasse würden diese Werbeausgaben wegfallen. Außerdem würden ungerechtfertigte Prämienunterschiede und die Jagd auf gute Risiken ein Ende haben. Die ungerechtfertigten Prämienunterschiede und die Jagd auf gute Risiken würden aufhören, während die Arbeitsplätze und das administrative Know-how der bestehenden Kassen erhalten blieben. Man würde aufhören, aktiv um kerngesunde junge Menschen unter 30 Jahren zu werben und etwas ältere Menschen mit bürokratischen Schikanen zu belästigen. Außerdem wechselt nur eine kleine Minderheit der Patienten (zwischen 5 und 15 % jedes Jahr) die Kasse. Diese Wechsel kosten das System zwischen 400 und 500 Millionen Franken. Die Krankenkassen haben nie irgendwelche Einsparungen im Gesundheitssystem bewirkt. Sie haben nie dazu beigetragen, die Gesundheitskosten unter Kontrolle zu halten oder die Prämien zu senken.
Die Preise für Medikamente müssen durch die Einführung eines Referenzpreissystems gesenkt werden. Der Zugang zu innovativen Medikamenten und Behandlungen muss für alle gewährleistet werden. Verschwendung muss bekämpft werden, insbesondere durch den Verkauf von Medikamenten pro Stück.
In der Schweiz schätzte das Bundesamt für Statistik (BFS) die Kosten für Zahnbehandlungen im Jahr 2020 auf fast 4,2 Milliarden Franken, was etwa 5% der gesamten Gesundheitskosten entspricht. Dies entspricht einem Durchschnitt von fast 500 Franken pro Einwohner und Jahr. Die Privathaushalte zahlen in der Schweiz fast 90% der Zahnarztrechnung aus eigener Tasche, während es in den anderen OECD-Ländern durchschnittlich etwa 55% sind. Angesichts der hohen Ausgaben verzichten viele Menschen auf eine Behandlung. In der Schweiz müssen fast 20 % der Bevölkerung aus Kostengründen auf eine Zahnbehandlung verzichten. Der Grund dafür ist einfach: Die Haushalte müssen fast die gesamte Zahnarztrechnung aus eigener Tasche bezahlen. Zahnbehandlungen belasten das Haushaltsbudget! Die verfügbaren Studien schätzen, dass zwischen 6 und 20 % der Schweizer Bevölkerung aus Kostengründen auf Zahnbehandlungen verzichten, was sich aufgrund der hohen finanziellen Belastung leicht erklären lässt. Die Zahnpflege in der Schweiz ist von ausgezeichneter Qualität, aber der Zugang zur Pflege ist grundlegend ungleich verteilt! Soziale Ungleichheiten spielen bei der Zahngesundheit eine entscheidende Rolle, denn in der Unterschicht gibt es doppelt so viele behandlungsbedürftige Kinder wie in der Oberschicht. Wer kann heute leicht 500 Franken pro Jahr für eine einfache Zahnreinigung ausgeben (Kosten für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern)?
Die Tatsache, dass Zahnvorsorge und -pflege nicht in der Grundkrankenversicherung enthalten sind, hat nicht nur Auswirkungen auf das verfügbare Haushaltseinkommen (insbesondere für die Mittelschicht), sondern auch auf den Verzicht auf medizinische Versorgung! Diese Situation ist nicht hinnehmbar, wenn man weiß, welche Auswirkungen unsere Mundgesundheit auf unseren allgemeinen Gesundheitszustand haben kann! Wenn Mundkrankheiten nicht rechtzeitig behandelt werden, können ernsthafte Komplikationen auftreten, entweder lokal (Entzündungen, Infektionen) oder in weitaus schwerwiegenderen Formen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegsinfektionen, Diabetes etc. Wenn Mundkrankheiten jedoch nicht frühzeitig behandelt werden, können ernsthafte Komplikationen auftreten, die entweder lokal begrenzt sind oder zu weitaus schwerwiegenderen Gesundheitsproblemen führen. Es ist notwendig, die Prävention zu verstärken, um gute Praktiken (regelmässige Kontrollen, Zahnsteinentfernung) schon in jungen Jahren zu fördern!
Konkrete Ideen
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Deckelung der Krankenversicherungsprämien auf 10% des Haushaltseinkommens.
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Eine Einheitskasse einführen
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Die Preise für Medikamente senken
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Eine Zahnversicherung einführen
